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Mobilität führt zu mehr Einbrüchen

29.09.2022 Daniel Furrer, Bereichsleiter Technik & Betriebswirtschaft beim Verband Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten (VSSM)

Jetzt, wo wir wieder vermehrt unterwegs sind, schlagen auch Einbrecher wieder häufiger zu. Wie kann man sich als Eigentümer gegen einen solchen unerwünschten Besuch schützen?

Die doch angenehme Situation, dass das Reisen heute wieder möglich ist, bringt unmittelbar auch wieder die erhöhte Gefahr eines Einbruchs zurück. Als Haus- oder Wohnungseigentümer hat man verschiedene Möglichkeiten, sich gegen unerwünschten Besuch zu schützen. In einer zweiteiligen Serie werden Grundlagen zum mechanischen Einbruchschutz erklärt und Lösungsmöglichkeiten vorgestellt.

Ganzheitlicher, schutzorientierter Einbruchschutz

Beim Einbruchschutz ist eine gesamtheitliche Betrachtung wichtig. Zudem muss das gewünschte Schutzziel bekannt sein und das effektive Risikopotenzial richtig eingeschätzt werden. Basierend auf dieser Ausgangslage gilt es, mit den verschiedenen zur Verfügung stehenden Instrumenten einen effizienten und wirkungsvollen Einbruchschutz zu betreiben.

Bestimmung des Schutzziels

Die Attraktivität eines Objektes für Einbrecher sowie das Sicherheitsbedürfnis der Bewohner spielen eine wichtige Rolle bei der Bestimmung des zu erreichenden Schutzziels. Wichtige Faktoren dabei sind: 

  • Lage (abgelegen oder in eng besiedeltem Quartier, Fluchtmöglichkeiten, Einsehbarkeit usw.)
  • Beschaffenheit des Objektes (Bauzustand, Bauqualität)
  • Umfang / Gegenstand des zu Schützenden (Personen, Sachwerte, Unikate, Güter mit emotionalem Wert usw.)

Widerstandsklassen als Entscheidungshilfe

Zur Orientierung, welcher Einbruchschutz für welches Objekt und welches Schutzziel angemessen erscheint, dient die Klassierung von Bauprodukten nach Widerstandsklassen (SN EN 1627), von RC1 N bis RC6.

  • Die tiefste Klasse «RC1 N» ist geeignet, um einen Gelegenheitseinbrecher abzuhalten, der sich mithilfe von körperlicher Gewalt Zutritt verschaffen will.
  • Die nächsthöhere Klasse «RC2» kommt oftmals bei Wohnungseingangstüren oder ebenerdigen Fenstern zum Einsatz. Der Schutz ist darauf ausgelegt, dass einem Einbrecher mit Gebrauch von einfachem Werkzeug wie Schraubenzieher, Zange, Keil und kleiner Handsäge der Zugang erschwert werden soll. Mit Zunahme der Klasse erhöht sich die Widerstandszeit zu einem erfolgreichen Eintritt sowie der Widerstand gegen effizientere Werkzeuge, die beim Einbruch zur Anwendung kommen.
  • Bei der Klasse «RC3» ist eine erfolgreiche Widerstandprüfung mit zusätzlich schweren Hebelwerkzeugen, kleinem Hammer und mechanischem Bohrer erfüllt. Entsprechend ist hier der Schutz grösser, und ein potenzieller Einbrecher kann länger von seinem Vorhaben abgehalten oder gar daran gehindert werden.

Bei Gläsern wird zwischen durchwurfhemmend und durchbruchhemmend unterschieden. Dabei kommen in der Regel Verbundsicherheitsgläser (VSG) zur Anwendung, die aus zwei oder mehreren Glasscheiben bestehen und über Sicherheitsfolien in den Zwischenlagen verfügen.

Sichere Bauteile – Türen

Grundsätzlich empfehlen die Polizei und der Verein Sicheres Wohnen Schweiz (SWS), geprüfte und zertifizierte Türelemente mit Anforderungsstufen gemäss den individuellen Bedürfnissen (z.B. RC2, RC3 usw.) zu verbauen. 

Merkmale geprüfter Türen sind:

  1. Verwindungssteifer Türflügel
  2. Hartholzrahmen, mit massiver Verschraubung ins Mauerwerk
  3. Bandsicherungen
  4. Stabile Mehrpunktverschlüsse mit Riegeln oder Schwenkriegeln (keine Rollzapfen)
  5. Sicherheitsschliessbleche
  6. Schutzschilder und Zylinderschutz (Bohrschutz oder Panzerung)

In einer nächsten Ausgabe werden im zweiten Artikel dieser Serie Beispiele für Nachbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt und das Bauteil Fenster näher beschrieben.

  1. Türen Immer vollständig verschliessen und gegen aufwuchten, Glas einschlagen / eingreifend das Schloss öffnen, Schlosszylinder bohren / manipulieren schützen.*
  2. Fenster Ebenerdige und erkletterbare Fenster (auch Balkon- und Terrassentüren) immer vollständig verschliessen und gegen aufwuchten, Glas einschlagen / Fenstergriff eingreifend öffnen, Rahmen bohren / Fenstergriff aufstossen schützen.*
  3. Balkon Keine Aufstiegshilfen zur Verfügung stellen, gefährdete Stellen sichern.*
  4. Rollläden und Storen Nicht dauerhaft verschliessen (weist auf Abwesenheit hin), wo vorhanden Stossriegel und Sicherungen nutzen. Wenn elektronisch steuerbar, mit Dämmerungssensor oder Zeitsteuerung koppeln.
  5. Lichtschachtgitter Gegen Abheben sichern.*
  6. Briefkasten Täglich leeren oder bei Abwesenheiten leeren lassen.
  7. Garage und Gartenhaus Immer vollständig verschliessen, Werkzeuge und Leitern nicht ungeschützt lagern, Türen / Fenster mit Zugang zum Wohnraum wie eine Aussentür behandeln.
  8. Beleuchtung Aussenleuchten / Umgebungsbeleuchtung mit Bewegungsmeldern installieren.

* Elemente durch zertifizierte Produkte ersetzen (RC2 oder RC3) oder zertifizierte / geprüfte Nachrüstelemente (erkennbar an einem EN-Nachweis) durch eine Fachperson einbauen lassen.

Sicheres Wohnen Schweiz

Unterstützung für Interessierte: Zertifizierte Sicherheitsberater sind auch in Ihrer Region tätig. Kostenlose Unterstützung erhalten Sie zudem vom Verein Sicheres Wohnen Schweiz (SWS). Der SWS ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein, der mit dem Ziel gegründet wurde, Bürgerinnen und Bürger für die Bedeutung des Einbruchschutzes zu sensibilisieren und sie auf dem Weg zu sicherem Wohnen fachkundig zu begleiten. Der Verein wird von Dach- und Branchenorganisationen im Sicherheitsbereich, von der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD), von der Polizei und der Schweizerischen Kriminalprävention (SKP) getragen.

Auf der Website des Vereins Sicheres Wohnen Schweiz gelangen Sie an die Sicherheitsexperten Ihres Kantons. Lassen Sie an Ihrem Objekt eine Schwachstellenanalyse durchführen, um mit den richtigen Massnahmen das Einbruchsrisiko entscheidend zu vermindern. Zudem finden Sie auch Anbieter von zertifizierten einbruchhemmenden Produkten (z. B. Fenster, Türen, Schlösser, Tresore, Einbruchmeldeanlagen uvm.): www.sicheres-wohnen-schweiz.ch